Das Themenspektrum der Showcases am MEDIA Stand im Village International in Cannes war auch in diesem Jahr wieder groß. Es zeigt einerseits das breite Spektrum der Förderungen von MEDIA, andererseits bieten die Projekte und Initiativen aber auch immer wieder interessante Einblicke in Entwicklungen, die länderübergreifend von großer Bedeutung sind. Eine Studie zum Thema "European authors' remuneration - where do we stand?" der FERA - Federation of European Film Directors und FSE - Federation of Screenwriters in Europe präsentierte überraschende Erkenntnisse über das Einkommen von europäsichen Autor*innen und Regisseur*innen. Zum Thema Frauen im Filmsektor wurden gleich mehrere Good Practice Programme und Initiativen vorgestellt, die auch in einer Publikation zum Download zur Verfügung stehen. Ein neues VoD-Angebot nennt sich NutAlone. Das von MEDIA, Europa International und vom Danish Film Institute unterstützte Projekt bietet einen Marktplatz für europäische Independent Filme, der nicht als eigene Plattform funktioniert, sondern als Whiteboard auf bekannten Plattformen implementiert werden kann.
European authors' remuneration - where do we stand?
46 Jahre alt, Hochschulabschluss, arbeitet seit 16 Jahren in diesem Beruf, erzielt damit in 45 Arbeitsstunden pro Woche ein Einkommen von 19.000 Euro jährlich, was 80% der gesamten Einkünfte von gerade einmal 25.000 Euro netto entspricht, 85% arbeiten freiberuflich, 64% sind männlich und nur 36% weiblich. Dies ist das durchschnittliche Profil von europäischen Drebuchbuchautor*innen, wie sich bei einer Studie über das Einkommen europäischer Autor*innen und Regisseur*innen der FERA - Federation of European Film Directors und FSE - Federation of Screenwriters in Europe herausgestellt hat. Eine überraschende Erkenntnis war, dass sowohl Männer als auch Frauen in diesen Berufen ihren Karrierehöhepunkt im Schnitt mit 50 Jahren erreichen. Männer verdienen zu diesem Zeitpunkt 29.009 Euro netto, Frauen kommen auf gerade einmal 20.750 Euro netto. Sowohl jüngere als auch ältere Autor*innen und Regisseur*innen verdienen im Schnitt noch deutlich weniger.
Die gesamte Studie European authors' remuneration - where do we stand? sowie eine Zusammenfassung gibt es hier
Women on the move: The industry responses to better gender balance
Zum Thema Frauen im Filmsektor wurden mehrere Good Practice Programme und Initiativen vorgestellt, die auch in einer Publikation zum Download zur Verfügung stehen. Im Vorwort betont Mariya Gabriel, Kommissarin für die Digitale Ökonomie und Gesellschaft und damit auch zuständig für das MEDIA Programm, dass das Gender-Thema für sie eine zentrale Rolle spielt und sie mit dieser Publikation die Ansätze hervorheben möchten, die es bereits auf europäischer Ebene gibt, um dem Gender Gap zu begegnen.
Innerhalb des MEDIA Programms werden nun alle Gender-relevanten Daten gesammelt und bereits in einer Broschüre veröffentlicht.
Ein vorgestelltes Projekt, das bereits in Cannes Premiere feierte, ist "Le Ballon Rouge" von Parting at Film Festivals. Innerhalb des Marché du Film in Cannes wurde eine Kinderbetreuung eingerichtet, die zukünftig auch bei anderen großen Festivals angeboten werden soll, so dass Eltern ihre Kinder mit zum Festival bringen können.
Das Österreichische Filminstitut hat bereits seit 2012 Maßnahmen ergriffen, um mehr Frauen zu fördern. Es handelt sich dabei um Anreize unter dem Titel "More women, more money".
So erhalten Filme von Regisseurinnen automatisch 10% mehr Förderung als Filme von Männern. Auch für Frauen in anderen Key-Positionen erhält das Projekt zusätzliche Fördermittel.
Das European Audiovisual Observatory entwickelt bis Ende des Jahres in Kooperation mit dem European Film Agency Research Network eine Methodologie um Genderbezogene Daten besser zu erheben, die über Ländergrenzen hinweg vergleichbar sind.
Die gesamte Publikation ist hier zu finden.
NutAlone
Außerdem wurde in Cannes NutAlone präsentiert, ein neues VOD-Angebot, das nicht als eigene Plattform funktioniert, sondern als Whiteboard auf allen bekannten Plattformen implementiert werden kann. Vor allem können aber Festivals, Märkte, Vereine, Filminstitute und andere NutAlone nutzen, um ihren Nutzern eigenen Content zugänglich zu machen.
Rechteinhaber*innen können selbst ihre Filme hochladen, für verschiedene Territorien freigeben und verwalten. Das Angebot befindet sich zur Zeit in der Beta Version. Filmschaffende können sich einen eigenen Zugang beantragen und selbst testen. "Nut alone: the new marketplace to unlock access to European independent films" wird von MEDIA, Europa International und vom Danish Film Institute unterstützt.
Permalink: https://creative-europe-desk.de/artikel/news/europa-im-fokus-media-showcases-cannes-2019