Die Welt sehen

Von Delphine und Muriel Coulin, Peripher, 9.11.

Zwei jun­ge Sol­da­tin­nen, Auro­re und Mari­ne, kom­men von ihrem Ein­satz aus Afgha­ni­stan zurück. Mit ihrer Trup­pe ver­brin­gen sie drei Tage in einem Fünf-Sterne-Hotel auf Zypern. Hier, inmit­ten von Tou­ris­ten, sol­len sie ler­nen, das Erleb­te hin­ter sich zu las­sen. Im Militärjargon: »Dekom­pres­si­on«. Doch so leicht ist es nicht, den Krieg zu vergessen.

"Was sieht man im Krieg? Gar nichts. Ers­tens, weil im Camp über lan­ge Stre­cken kei­ne Kampf­hand­lun­gen statt­fin­den. Zwei­tens, weil man während des Kamp­fes überhaupt nichts sieht - man kämpft um sein Leben. Und schließ­lich, weil jeder aus sei­ner eige­nen Per­spek­ti­ve sieht, was geschieht, also nur eine par­ti­el­le Sicht der Realität. Während der »Dekom­pres­si­on« neh­men Auro­re und Mari­ne an Ein­satz­nach­be­spre­chun­gen teil, nach denen sie anders darüber den­ken wer­den, was sie gese­hen haben. Die Psycholog*innen ver­wen­den Virtual-Reality-Videotechnologie, die die Erleb­nis­se der Soldat*innen in Echt­zeit bebil­dert. Das Ziel ist, dass sie sich durch Wor­te und Bil­der von ihren schmerz­haf­ten Erin­ner­ung­en distan­zie­ren können. (…) Es ist unmöglich - und viel­leicht auch nicht wünschenswert - den Krieg zu ver­ges­sen, die­se Krie­ge, an denen wir direkt oder aus der Distanz betei­ligt waren. Wir wer­den täglich dar­an erin­nert. In Voir du pays geht es um die­se Fra­ge: Wie kann man überhaupt sein Leben bewältigen, wenn man sol­che Gewalt erlebt hat?" Del­phi­ne und Muri­el Coulin