Die Europa Nostra Awards 2015

Sieben der 28 Gewinner wurden in Oslo mit dem Hauptpreis geehrt

  • Rundlingsdorf im Wendland, Foto: Samtgemeinde Lüchow

"Mächtige Beispiele für Kreativität und Innovation im Umgang mit dem Kulturerbe", feierte der Opernsänger Plácido Domingo in Brüssel zusammen mit Tibor Navracsics, dem EU-Kommissar für Erziehung, Kultur, Jugend und Sport, bei der Bekanntgabe der Gewinner des Europa Nostra Awards 2015. Der von Creative Europe Kultur geförderte Preis gilt als höchste europäische Auszeichnung für das kulturelle Erbe und wird von dem Denkmalschutz-Verbund Europa Nostra vergeben, der die Interessen von über 400 Nichtregierungsorganisationen und Privatpersonen aus 45 Ländern gegenüber der Europäischen Union, dem Europarat und der UNESCO vertritt. Präsident von Europa Nostra ist gegenwärtig Plácido Domingo. Die feierliche Verleihung der Kulturerbepreise fand am 11. Juni mit EU-Kommissar Tibor Navracsics und Denis de Kergorlay, Exekutivpräsident von Europa Nostra, im Rathaus von Oslo statt. Bei der Preisverleihung wurden sieben der 28 Gewinner mit dem Hauptpreis "Grand Prix" gekürt, darunter auch der Rundlingsverein Jameln aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg.

Die Gewinner der Europa Nostra Awards wurden in diesem Jahr aus 263 Bewerbungen aus 29 Ländern ausgewählt. Bewerben konnte man sich in vier Kategorien. Im Bereich Denkmalschutz wurden 14 Gewinner bekanntgegeben, darunter so verschiedene wie die Anlage und das Besucherzentrum von Stonehenge in Großbritannien, die Anlagen in dem einzigartigen Salztal "Valle Salado de Anana" im Baskenland in Spanien oder das Herrenhaus im norwegischen Eidsvoll. Je zwei Projekte wurden in der Kategorie Forschung und Digitalisierung ausgezeichnet, zum Beispiel das Projekt "Wunder von Venedig", das etwa 400 herausragende Gebäude und Kunstschätze in der Gegend um den Markusplatz in Venedig in einer Art Online-Museum in zehn Sprachen auf Smartphones, Tabletts und Computern zugänglich macht. Sieben Projekte wurden in der Kategorie, Bildung, Ausbildung und Bewusstseinsbildung ausgezeichnet, drei Projekte in der Kategorie "Ehrenamtliches Engagement", darunter auch der Rundlingsverein Jameln aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg, der zudem einen der sieben Hauptpreise "Grand Prix" erhielt.
Der 1969 gegründete Verein hat u.a. das Freilichtmuseum Wendlandhof Lübeln gegründet und unterstützt gegenwärtig den Antrag der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) auf Anerkennung einer Siedlungslandschaft mit mehreren gut erhaltenen Rundlingsdörfern als UNESCO Weltkulturerbe. Die Rundlinge sind eine Siedlungsform von slawischen Siedlern, die sich in einem Streifen zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge findet. Am besten erhalten geblieben sind einige der Rundlingsdörfer im Wendland. Charakteristisch für die sogenannten Rundlinge ist, dass die Gebäude im Kreis um einen Platz angelegt sind, zu dem es nur einen Zuweg gibt. Um die noch erhaltenen Rundlinge im Wendland zu retten wurde 1969 der Rundlingsverein - Verein zur Erhaltung der Rundlinge e.V. gegründet. In der Begründung der Jury heißt es: "Die Einrichtung des Rundlingsmuseums Wendlandhof Lübeln als Freilichtmuseum auf einer Hofstelle in einem lebendigen Rundling mit Exponaten über die Entstehung von Rundlingen, hat deutlich geholfen, das Verständnis der Öffentlichkeit für die Einmaligkeit dieser Siedlungsform zu gewinnen. Rundlinge sind gewiss besondere Dörfer. Das Zusammenspiel zwischen ihrer ungewöhnlichen Siedlungsform und der ländlichen Architektur hat eine Kulturlandschaft geschaffen, die nach der Überzeugung der Jury unterstütze nswert ist für die Anerkennung als Weltkulturerbe."